Shelter
For my Thesis Project “Shelter” I slipped for a month into the role of a homeless person in order to uncover the darker sides of this type of social and human reality. Afterwards, the media i.e. photography, audio and printed magazine was put together in an installation.
In truly sharing the lives of homeless people (albeit for a limited time). I was able to find images and to
conduct interviews that went beyond stereotypical views and brought the viewer/reader closer to the story of the people behind the pictures.
In einem 4 – wöchigen Selbstversuch habe ich die eigene Wohnung aufgegeben und den Alltag von
Menschen ohne festen Wohnsitz in Deutschland begleitet. In meinen zart farbigen Fotografien
verbinde ich dokumentarische und poetische Elemente zu einer Erzählstuktur, die auf eine tiefe
menschliche Ebene verweist. Hinausgehend über die üblichen Diskussionen zur Funktion des
Sozialstaats, wird die Schutzlosigkeit der Schlafenden deutlich, die ihren Rückzugsort in
Wohnheimen oder selbst errichteten Schlaflagern suchen. Es geht aber auch um die mangelnde
Bereitschaft der Wachen und der Träumenden, sich auf das, was andere Realität nennen,
einzulassen.
Die Frage nach den Gründen der Obdachlosigkeit ist nicht so einfach zu klären, wie es zunächst
scheint. Die Mieten und Fixkosten steigen, und mit Hartz 4 leben viele Menschen an der Grenze zur
Armut. Eine Bundesstatistik über die Anzahl der Obdachlosen gibt es bezeichnenderweise nicht,
lediglich das Land NRW führt eine interne Statistik. Dazu kommt, dass es neben der sichtbaren
Obdachlosigkeit auch eine verdeckte Obdachlosigkeit gibt, bei der Wohnungslose bei Verwandten
oder Freunden zeitweise unterkommen.
Bei meiner Arbeit machte ich die Erfahrung, dass viele der in den Medien verbreiteten Klischees
nicht zutrafen: Nicht jede Obdachlosigkeit ist schicksalshaft und unvermeidbar, nicht jeder ist
drogen- oder alkoholkrank, es gibt immer die Möglichkeit, zu duschen, wenn man es erträgt, sich
dafür in eine Liste einzutragen. Nicht jeder schämt sich, wenn er bettlen muss. Es gibt soziale
Angebote und Unterstützung, die für manche zu kurz greift und von anderen gerne, vielleicht zu
gerne, genutzt werden. Der Alltag ist nicht in erster Linie durch Freiheit von den Zwängen einer
bürgerlichen Gesellschaft bestimmt, sondern, im Gegenteil, erfordert ein hohes Mass an Aufgabe
des Selbstbestimmungsrechts und einen Verzicht auf den eigenen Schutzraum.
Ich kombiniere Tonelemente (Interviews) mit subjektiver Dokumentarfotografie, ich lasse den
Bildern etwas rauhes, emotionales, nicht eindeutig bestimmbares. Es gibt beim Vergössern der
Bilder einen haptischen Umgag mit dem Material, es gibt Kratzer und Überbelichtungen. Man
würde sie normalerweise als Störfaktor im Bild wahrnehmen, genauso wie die Obdachlosen ein
Störfaktor im Stadtbild sind, sie stehen symbolisch für die Narben, die diese Menschen mit sich
herum tragen.